Die Leser der Tageszeitung „Freie Presse“ haben Marcel Steinert zum Erzgebirger des vergangenen Jahres gewählt. „Als ich das am Telefon hörte, war ich perplex“, so der Mauersberger. Damit hatte er nicht gerechnet. Schließlich hatte er nur seine Arbeit gemacht. Den Grund für die Wahl bildet seine Rettungsaktion vom 21. September 2024. Damals landete ein junger Fallschirmspringer nach einem Ausweichmanöver versehentlich in einem Waldstück am Flugplatz Großrückerswalde. In einer Lärche blieb er in 25 Metern Höhe hilflos hängen. Marcel Steinert hatte ihn aus dieser Lage befreit. Einsätze wie diese sind nicht alltäglich. Allerdings ist der Mauersberger genau dafür trainiert. Er arbeitet selbständig als internationaler Ausbilder für Höhenarbeiten und Höhenrettung. Vor Ort war die Lage für alle Beteiligten klar. „Der Verunglückte konnte nur gerettet werden, indem jemand hochsteigt, ihn befreit und abseilt“, erzählt der Fachmann. Mit verschiedenen Schutzvorrichtungen, Steigeisen, Seilkürzern, Handsägen und Kettensägen verschaffte er sich durch das dichte Geäst Zugang zu dem Fallschirmspringer. Gleichzeitig bereitete er so schon die Abseilstrecke vor. Nach 45 Minuten befand sich die gerettete Person am Boden.
Alarmiert worden ist der Mauersberger von Paul Reuter vom Bergbau- und Höhenrettungszug Annaberg-Buchholz. Zu dem Zeitpunkt war er gerade mit seinem Sohn vom Fußball nach Hause gekommen.
Für den 36-Jährigen ist es der erste Ernstfall dieser Art gewesen. Normalerweise bildet er Handwerker in Betrieben, deren Mitarbeiter in Höhen tätig sind, aus. Dazu zählen unter anderem Dachdecker, Zimmerleute, Windkrafttechniker und Mobilfunker. Außerdem gibt er seine Fähigkeiten an andere Einsatz- und Rettungskräfte, die Polizei sowie an die Bundeswehr weiter. Dafür musste er in den vergangenen zehn Jahren eine Vielzahl von Lehrgängen besuchen und Zertifizierungen erlangen. Auf diese Weise hat er sein Hobby zum Beruf gemacht. Das Klettern fasziniert ihn schon sehr, sehr lange. Vieles konnte er sich selber aneignen. Seit fast 20 Jahren zählt er zum Technischen Hilfswerk (THW). Die praktischen Erfahrungen wuchsen mit Training und Ausbildung. Allein sein Seiltagebuch weist jährlich zwischen 300 und 600 Stunden Training aus. Über die Auszeichnung der „Freien Presse“ hatte er sich riesig gefreut. Laut Freier Presse hatte Marcel Steinert großen Vorsprung vor den anderen neun Kandidaten zur Wahl des „Erzgebirgers 2024“.